Es gibt mehr als 600 Muskeln im menschlichen Körper. Kenntnis der Muskulatur erfordert meist, sich die Details jedes einzelnen Muskels anzueignen, beispielsweise wo ein Muskel am Knochen anhaftet und wie er an der Gelenkbewegung beteiligt ist. In Lehrbüchern und Vorlesungen werden diese Einzelheiten der Muskulatur mit speziellen, schwer verständlichen Begriffen beschrieben. Hier ein Beispiel: Der M. triceps brachii ist ein dreibäuchiger Muskel mit unterschiedlichem Ursprung (Skapula und Humerus), aber einem gemeinsamen Ansatz - (die Ulna). Er ist Agonist der Extension im Ellenbogengelenk. Der M. anconeus wirkt bei der Extension im Ellenbogengelenk als Synergist.
Was bedeutet nun diese Fachsprache? Der M. triceps brachii, ein Oberarmmuskel, setzt an vier Stellen an Schulterblatt (Skapula), Oberarmknochen (Humerus) und Elle (Ulna) an. Dieser Muskel spielt eine große Rolle (Agonist) bei der Streckung im Ellenbogengelenk, d. h. bei der Bewegung aus dem gebeugten in den gestreckten Zustand.
Lesen Sie weiter, um zu verstehen was die anderen Fachbegriffe zur Muskulatur bedeuten!
Ein Skelettmuskel setzt an mindestens zwei Stellen am Knochen (manchmal auch an anderen Muskeln oder Geweben) an. Handelt es sich um einen Knochen, dessen Stellung sich bei Bewegung nicht verändert, wird die Anhaftungsstelle als Ursprung bezeichnet. Handelt es sich um einen Knochen, dessen Stellung sich bei Bewegung verändert, wird die Anhaftungsstelle als Ansatz bezeichnet. Der M. triceps brachii besitzt vier Stellen, an denen er mit Knochen verbunden ist: Ein Ansatz an der Elle und drei Ursprünge (zwei am Oberarmknochen und einer am Schulterblatt).
Durch die Wirkung der Umgebungsmuskulatur eines Synovialgelenks bewegt sich der Körper im dreidimensionalen Raum. Muskelaktionen laufen häufig paarweise ab, beispielsweise Beugung und Streckung, Abduktion und Adduktion. Nachstehend eine Liste der häufigsten Begriffe mit Animationen, durch die Sie sich die an der Bewegung beteiligten Muskeln besser vorstellen können.
Beugung und Streckung. Beugung und Streckung verlaufen meist vorwärts und rückwärts zur Querebene durch den menschlichen Körper, beispielsweise das Kopfnicken.
Beugung: Abnehmender Winkel zwischen zwei Knochen (Flexion).
Streckung: Zunehmender Winkel zwischen zwei Knochen (Extension - Aufhebung einer Beugung).
M. triceps brachii und M. anconeus sind Streckmuskeln des Ellenbogengelenkes. M. biceps brachii, M. brachialis und M. brachioradialis sind Beugemuskeln des Ellenbogengelenkes.
Abduktion und Adduktion.
Bei der Abduktion und Adduktion handelt es sich meist um eine Seitwärtsbewegung, beispielsweise die seitliche Bewegung der Arme bei der Hampelmann-Übung im Sport.
Abduktion: Die Bewegung weg von der Mittellinie des Körpers.
Adduktion: Die Bewegung zur Mittellinie des Körpers.
M. gluteus medius, M. gluteus minimus, M. tensor fasciae latae und M. sartorius sind allesamt Abduktoren der Hüfte. M. pectineus, M. adductor longus, M. adductor brevis, M. adductor magnus und M. gracilis adduzieren die Hüfte.
Pronation und Supination.
Die Beschreibung der Drehbewegungen des Unterarmes erfordert spezielle Begriffe. Spreizen Sie Ihre Finger und betrachten Sie die Handflächen und Finger; drehen Sie nun die Handflächen so, dass Sie auf Ihre Fingernägel blicken. Betrachten Sie erneut Ihre Handflächen. Dies wird als Supination bzw. Pronation bezeichnet.
Pronation: Drehung des Unterarmes, so dass die Handfläche nach unten oder rückwärts zeigt.
Supination: Drehung des Unterarmes, so dass die Handfläche nach oben oder vorwärts zeigt.
Anheben und Absenken.
Anheben und Absenken beschreiben Auf- und Abwärtsbewegungen, beispielsweise das Kauen oder Schulterzucken. Die Bewegung des Unterkiefers fußwärts öffnet den Mund und wird als Depression oder Absenkung bezeichnet. Die Bewegung des Unterkiefers scheitelwärts wird als Elevation oder Anhebung bezeichnet.
Elevation (Anhebung): Bewegt einen Körperteil kranialwärts.
Depression (Absenkung): Bewegt einen Körperteil kaudal (nach unten).
Protraktion und RetraktionDas Vor- und Zurückschieben des Unterkiefers wird als Protraktion bzw. Retraktion bezeichnet.
Protraktion: Vorwärtsbewegung eines Knochens, ohne dabei den Winkel zu ändern.
Retraktion: Rückwärtsbewegung eines Knochens, ohne dabei den Winkel zu ändern.
Inversion und EversionWenn Sie den Fuß so drehen, dass Sie die Schuhsohle sehen können, invertieren Sie Ihren Fuß. Sie evertieren Ihren Fuß, wenn Sie die Schuhsohle wieder zurück zum Fußboden drehen.
Inversion: Einwärtsdrehung der Fußsohle.
Eversion: Auswärtsdrehung der Fußsohle.
Dorsalflexion und Plantarflexion Beim Hackenstand werden die Füße dorsalflektiert und beim Zehenstand plantarflektiert.
Dorsalflexion: Hochziehen des Fußrückens in Richtung Scheinbein.
Plantarflexion: Absenkung der Fußsohle.
Zwar sind an einer Muskelbewegung durchaus zahlreiche Muskeln beteiligt, doch anhand der Fachbegriffe zur Muskelfunktion lassen sich die unterschiedlichen Rollen der verschiedenen Muskeln bei jeder Bewegung rasch verstehen.
Agonisten und AntagonistenAgonisten sind jene Muskeln, die die Hauptantriebskraft für die Bewegung liefern. Ein Muskelantagonist ist der Gegenspieler des Agonisten und sorgt für einen gewissen Widerstand und/oder kehrt eine Bewegung um. Agonisten und Antagonisten sind häufig paarweise auf den gegenüberliegenden Seiten eines Gelenkes angeordnet. Bei Richtungswechsel der Bewegung kehrt sich auch ihre Rolle als Agonist/Antagonist um.
Synergisten. An Gelenkbewegungen sind häufig ein oder mehrere Synergisten beteiligt. Synergisten sind Muskeln, die den Agonisten in seiner Rolle unterstützen.
Stabilisatoren. Stabilisatoren dienen der eventuell benötigten Ruhigstellung von Knochen. Wenn Sie beispielsweise strammstehen, arbeiten Ihre Rückenmuskeln als Stabilisatoren.
Muscle Premium von Visible Body ist eine umfassende Referenzquelle zu Strukturen und Funktionen des Bewegungsapparates sowie zu häufigen Verletzungen und Erkrankungen.
Arten der Muskelkontraktion. Diese Präsentation erläutert eingehender drei Möglichkeiten, wie Muskeln Kraft erzeugen. Universität von Kalifornien in San Diego: Nationales Forschungszentrum für Skelettmuskulatur. http://muscle.ucsd.edu/musintro/contractions.shtml
Diese Tabelle aus einem Kurs an der Marquette University über ingenieurtechnische Rehabilitation enthält Beschreibungen der grundlegenden Bewegungen und Erläuterungen der Biomechanik sowie der Fachbegriffe zur Bewegung von wichtigen Muskeln. Biomechanik & Bewegungswissenschaft. Jack M. Winters, Ph.D, Marquette University. http://www.eng.mu.edu/wintersj/bien-168/terms_biomechanics_&_movement_science.htm
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